Warum der KI-Textgenerator ChatGPT so fasziniert

Seite 2: Hype und Umgang mit Informationen

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Mit ChatGPT haben Sprachmodelle ihren iPhone-Moment. Zur Erinnerung: Als Steve Jobs im Jahr 2007 das Smartphone erstmals präsentierte, gab es bereits Handys mit Internetanschluss oder Touchscreen. Aber erst das iPhone bereitete den Weg für den Siegeszug der Smartphones. Entsprechend kann jetzt jeder selbst sehen und ausprobieren, welche praktischen Verwendungsmöglichkeiten Sprachmodelle ermöglichen. Der aktuelle Hype um ChatGPT ist nur der Anfang, die Technik wird schnell in weitere Dienste und Anwendungen einfließen. Schon heute ist es möglich, die Dienste von ChatGPT über Browser-Erweiterungen in beliebige Web-Formulare einzubinden oder die Suchergebnisse von Google mit Resultaten von ChatGPT anzureichern. Und einige Suchmaschinen bauen bereits selbst maßgeschneiderte Antworten per Sprachmodell zusammen.

In Zukunft wird eine KI-Hilfe überall dort selbstverständlich sein, wo man Texte verfasst. Unterstreicht die Autokorrektur bei Otto Normalanwender heute Tippfehler, lässt er sich morgen bei Schreibblockaden eine Dokumentstruktur und Textvorschläge unterbreiten oder gleich die komplette E-Mail in Inhalt und Ton auf den Empfänger abgestimmt schreiben.

Microsoft setzt jedenfalls auf OpenAI und ChatGPT. Der Softwareriese will sich mit zehn Milliarden US-Dollar an OpenAI beteiligen und hat angekündigt, ChatGPT in seine Suchmaschine Bing zu integrieren. Dritte werden in der Lage sein, den Chatbot über die Cloud-Dienste von Microsoft in ihre Anwendungen einzubauen. Bei OpenAI läuft ChatGPT derzeit im Betabetrieb und ist für Nutzer kostenlos. Das Unternehmen bereitet offenbar ein Freemium-Modell für seinen Chatbot vor: Gegen eine monatliche Gebühr will OpenAI auch bei hoher Auslastung Zugriff, schnellere Antworten und schnelleren Zugang zu neuen Funktionen bieten.

Nach dem Erfolg von ChatGPT ist davon auszugehen, dass alle großen Tech-Unternehmen schnell reagieren werden. Google jedenfalls "flippt" derzeit wegen ChatGPT "aus", wie das Online-Magazin The Verge berichtet. Demnach will Google "in diesem Jahr" 20 neue KI-Produkte auf den Markt bringen, darunter eine Demo einer Suchmaschine mit Chatbot-Fähigkeiten.

Bei aller Begeisterung über die Fähigkeiten von ChatGPT und anderen Sprachmodellen darf man die Einschränkungen dieser Systeme nicht aus den Augen verlieren. So bringen ChatGPT & Co. zwar schöne, gut gebaute Sätze zustande. Auch wenn das Etikett "künstliche Intelligenz" an den Sprachmodellen klebt, haben sie kein wirkliches Weltwissen. Da die Texte nur auf Wortwahrscheinlichkeiten beruhen, können sich falsche Angaben einschleichen. Im folgenden Artikel zeigen wir einige Beispiele, etwa wie wir ChatGPT dazu "überreden", 5 + 5 = 11 als richtig anzusehen.

Derzeit lässt sich kaum prüfen, ob ein Text aus der Feder eines Menschen oder einer KI stammt. Informationen hinterfragt man vielleicht eher, wenn sie unkontrolliert aus einem Automaten stammen, als wenn ein Mensch sie geschrieben hat, dessen Expertise für das Thema vielleicht sogar kennt. Umso wichtiger ist es, Texte zu kennzeichnen, die komplett von einer KI geschrieben wurden. Im Januar war bekannt geworden, dass das Online-Portal CNET Dutzende von KI-Artikeln ungeprüft veröffentlicht hatte, ohne sie als solche zu kennzeichnen. KI-generierte Inhalte können auch zu urheber- und anderen rechtlichen Problemen führen. Der Artikel behandelt diese und andere rechtliche Fragen von Texten, Bildern und anderen per KI künstlich generierten Inhalten.

Rechnen, lesen, schreiben, eine KI einen Text schreiben lassen: Falls Sie ChatGPT noch nicht ausprobiert haben, sollten Sie das nachholen. Der Umgang mit KI-Textwerkzeugen wird über kurz oder lang zu den digitalen Grundfertigkeiten gehören. Fiktionale und künstlerische Texte, bei denen der Wahrheitsgehalt und die Faktenlage keine große Rolle spielen, gelingen der KI erstaunlich gut. Es macht Spaß, den Bot ein Gedicht über das Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz oder eine Geschichte über die Begriffe schreiben zu lassen, die gerade bei Twitter trenden.